From A Product Manager\’s Life

(un) official views and topics

Elektrische Zigaretten – von einer Stammtischidee auf der IFA zum Produkt

Auf der IFA 2006 saßen wir alle abends gemeinsam beim Italiener neben unserem Hotel. Unser Vorstand und ich scherzten über eine Produktidee: Man solle doch elektronische Zigaretten verkaufen, mit einer Lampe vorn, die Rauchen simuliert. Ich merkte damals gleich an, man müsse das ganze so bauen, daß der Kunde – wie bei echten Zigaretten – regelmäßig was nachkaufen muß.

 Wie es der Zufall und das Leben so will, sind nun 2 Dinge eingetreten:

1) Der Vorstand ist nicht mehr „mein“ Vorstand. Das Unternehmen orientiert sich grade neu und focussiert sich aufs Restruktutieren statt auf Produkte und gute Mitarbeiter (ich meine damit nicht zwangsläufig mich, es sind viele Leute nicht mehr dort)

2) Ich fand tatsächlich nach meinem Ausscheiden eine elektrische Zigarette, die weit über die „Stammtischideen“ hinausgeht! Nun mache ich aus meiner Not eine Tugend und arbeite daran, dieses faszinierende Produkt nach Deutschland und Europa zu bringen.

Viele fragen sich nun: Was zum Teufel ist denn eine elektrische Zigarette ?!?

Das Gerät ist im grunde Genommen ein Verdampfer in Form einer Zigarette oder Zigarre. Es werden Depots eingesetzt, die Nikotin und Aromastofe beinhalten. Diese „raucht“ man dann. Dies hat viele Vorteile:

– Praktisch kein Krebsrisiko
– keine Rauchbelästigung
– keine Rauchverbote
– viel günstiger als Zigaretten (in Deutschland z.B. 70% weniger – die Depots unterliegen keiner Tabaksteuer)

 Weitere Informationen und Fotos gibt es auf www.esmoker.de

März 26, 2007 Posted by | Uncategorized | 2 Kommentare

Die Bescheidenheit der Asiaten? Über (OEM)-Hersteller in China

Vorabkommentar: Diesen Artikel habe ich bereits im Juni2006 verfasst. Da bei meinem damaligen Arbeitgeber auch Chinesen angestellt sind, hatte ich damals davon abgesehen ihn zu veröffentlichen, um die Gefühle dieser Kollegen nicht zu verletzen, weil sie es persönlich nehmen könnten. Der Artikel war und ist nicht persönlich gemeint, sondern stellt die Sicht der Dinge aus meiner Perspektive und Erfahrung dar. Diese Erfahrungen hätte ich sicherlich auch woanders sammeln können.

In meiner Tätigkeit habe ich Kontakt zu vielen asiatischen – meist Chinesischen Unternehmen gehabt. Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß man in einschlägigen Poduktbörsen wie Globalsources oder Alibaba Zugriff auf Hersteller in Asien für fast jedes Produkt hat. Die Unternehmen stellen sich auf diesen Webseiten aber auch auf ihren eigenen Internetseiten dar. Entgegen der allgemein bekannten Bescheidenheit der Asiaten wird hier allerdings häufig gelogen, daß sich die Balken biegen.

Ich möchte dies mal an folgendem Beispiel ausführen und dechiffrieren. :

Angaben einer Firma auf der Website. Diese Firma bietet z.B. 94 verschiedene Produkte vom LCD TV bis zum DVD-Player:

Business Type
* Exporter
* Manufacturer

Capital
* US$500,000 to 599,999

Primary Competitive Advantages
* OEM Capability
* Production Capacity
* Reliability
* Reputation
* More than 1,000 models

QC Responsibility
* in-house

Total Annual Sales
* US$10,000,000 to 14,999,999

No. of Total Staff
* 10 to 19

Year Established
* 1993

No. of Production Lines
* 12

OEM Services Provided
* Yes

Production Type
* partially owned

No. of R&D Staff
* 1 to 4

No. of Engineers
* 1 to 4

Monthly Capacity
* 500,000 to 599,999 Pieces

Product Range
* Portable DVD players
* Portable media players
* Car audio/video
* TFT/LCD monitors/TVs
* Mini component audio systems
* Hi-fi systems
* Portable CD/VCD players with Mp3 and radio functions
* Multiband radios
* Pocket radios
* Flash MP3 players
* Radio cassette recorders
* Security electronics products

Factory Size in Square Meters
* 8000
Die erst interessante Info ist die Behauptung, man sei Hersteller. Normalerweise sind in einer typischen Fabrik in China mehrere hundert bis meherere Tausend Menschen beschäftigt. Diese Firma will also tatsächlich mit 19 Mitarbeitern 94 Produkte herstellen und diese auch noch verkaufen. Auch die eigenen Qualitätskontrollen sind zu bezweifeln. Ein 19 Personen Unterhehmen kann kaum die Produktion von knapp 100 verschienenen Produkten überwachen. Sehr seltsam in diesem Beispiel auch der mangelnde Produktfocus. Ich lese hieraus: „Wir verkaufen alles, was Geld bringt“

Die Wahrheit sieht meist anders aus, im Beispiel vermutlich etwa so:

Das Unternehmen hat 19 Mitarbeiter, die in einem der typischen Hochhauskomplexe ihr Büro hat, vermutlich in einem der unteren Stockwerke (je höher das Stockwerk, desto größer das Ansehen und desto höher die Miete). Die Mitarbeiter haben viele Kontakte („Friends“) in verschiede Fabriken. Sie sind also ein Distributor, kein Hersteller. Die Fabrikdaten sind reine Phantasie oder die Daten einer befreundeten Fabrik (eine der Fabriken, wo die Produkte gekauft werden).
Hier also ein kleiner China Sourcing Guide:

  • Glaube nie, was Du im Internet liest. Glaube nur, was Du siehst.
  • A propos sehen: Fotos müssen nicht zwangsläufig das eigene Unternehmen zeigen
  • Verschaffe Dir am besten vor Ort einen persönlichen Eindruck von dem Unternehmen – zumindest, wenn es um Stückzahlen und den Ruf Deines Unternehmens geht
  • Ein zugesendetes Muster muss nicht zwangsläfig identisch mit der wirklichen Massenproduktion sein (meist ist diese kostenoptimiert, hat also z.B etwas andere Bauteile oder ein Bauteil konnte durch Änderungen eingespart werden)
  • Produktänderungen in der Massenproduktion von Charge zu Charge, oder gar innerhalb einer Charge, sind üblich
  • Chinesen verstehen unter Qualitätskontrolle etwas ganz anderes als der Durchschnittseuropäer. Die einzig zuverlässige Qualitätskontrolle bist Du selbst oder Mitarbeiter Deines Unternehmens. Einzige Alternative: Kommerzielle Qualitätssicherungsunternehmen (z.B. SGS)
  • MEI WEN TI (chinesisch für „kein Problem“) oder NO PROBLEM heisst in der Regel „wir können das nicht, wollen es aber nicht sagen“ oder „wir probieren das mal, sind aber nicht sicher ob das geht“
  • „das geht nicht“ stellt sich in der Regel als „der Aufwand ist uns zu hoch“, „uns entstehen Mehrkosten, die zahlst Du bestimmt nicht“ oder „wir haben keine Zeit / Lust, Deiner Anforderung nachzugehen“
  • Eine Zusage heisst noch lange nicht, daß sie eingehalten wird. Frage wiederholt und detailliert nach (are you really sure, can you really meet this …. , please confirm…., please reconfirm…)

Starker Tobak in diesem Post. Ich möchte klarstellen, daß aus China durchaus Qualitätsprodukte kommen. Dies hängt jedoch wesentlich von der Erfahrung und Ausrichtung des Herstellers ab, sowie von der Anleitung und Kontrolle des Auftraggebers. Einige Fabriken haben ein sehr hohes Qualitätsniveau und verstehen die Anforderungen der europäischen Kunden. Andere jedoch produzieren unter Umständen komplett an den Anforderungen vorbei, weil sie es einfach nicht besser wissen. Wer nur nach Internetquellen oder Präsentationen auf Messeständen geht, riskiert seine Existenz oder die seines Arbeitgebers. Die sorgfältige Auswahl des richtigen und verlässlichen Partners in China ist essentiell. Vielleicht hilft dieser Post ein wenig, die gröbsten Klippen zu erkennen und die meisten zu Umschiffen.

März 21, 2007 Posted by | Uncategorized | 1 Kommentar